Denkmalschutz, Bauen im Bestand

Üblicherweise werden dem Bauen im Bestand auch folgende Begriffe zugeordnet: Modernisierung, Renovierung, Altbausanierung, energetische Sanierung, Reparatur, Wartung, Konservierung, Rekonstruktion, Translozierung, Restaurierung

Das Sanieren von Altbauten, das „Bauen im Bestand“, gewinnt als Zukunftstrend zunehmend an Bedeutung. Bereits heute fließen in Deutschland mehr als die Hälfte aller Bauinvestitionen in bestehende Gebäude – Tendenz steigend! Damit nimmt auch der Bedarf an qualifizierten Fachkräften in diesem Bereich der Baubranche stetig zu.

• Bauen in Stuttgart = verdichtet, im Bestand
• Wahrung der Identität der Gebäude
• neben der architektonischen Seite des Bauens sind auch kulturelle, nachhaltige, ökologische, wirtschaftliche und ästhetische Aspekte von Bedeutung
• kulturelle Werte erhalten, Bewahrung der Kultur
• raumbildender Ausbau im Bestand
• Bauen im laufenden Betrieb (Baulogistik)
• Berücksichtigung denkmalpflegerischer Belange (Eintragung in die Fachliste Denkmalschutz: O. Sorg und U. Schnitzer)
• Bestandsanalysen (historische Bauaufnahmen) und Zustandsdokumentation
• Machbarkeitsstudien
• Iterativer Planungsprozess zwischen Bedarf und Substanz
• Abstimmung von bauphysikalischen, statischen und technischen Ertüchtigungen
• Geometrische Erfassung und Erstellung von Bestandsunterlagen
• Bewertung von bautechnischen Eigenschaften, Kontaminationsrisiken und Bauschäden
• unabhängig von Nutzungen und Typologien

Die wirtschaftliche Optimierung von Bestandsimmobilien gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dies ist Herausforderung und Chance zugleich: Ohne eine gezielte Strategie und einen genauen Plan ist ein Scheitern fast schon vorprogrammiert. Andererseits bietet sich die einmalige Gelegenheit, die Zukunft, die bereits heute in einem Gebäude steckt, anzupacken und aktiv zu gestalten.

Bauen im Bestand und insbesondere in denkmalgeschützten Gebäuden erfordert eine intensive Beschäftigung mit der vorhandenen Bausubstanz. Planungs- und Ausführungsabläufe unterscheiden sich sehr vom Neubau. So ist das Wissen um historische Bauweisen und Baustoffe ebenso wichtig wie der reflektierte Umgang mit bestehenden Strukturen im Bestandsgebäude.

Umbau und Modernisierung des denkmalgeschützten Schlossareals, Unterjesingen

Architekten Arge SFP Architekten und Lohrmannarchitekten mit Luz Landschaftsarchitektur
Bauherr privater Bauherr
Leistung LPH 1–4
Ausführung 2014

Das Schloss Roseck Unterjesingen wurde im 12. Jahrhundert vom Tübinger Pfalzgrafen gegründet und im 16. Jahrhundert neu erbaut.
Die historische Gesamtanlage mit Schlossgebäude und den angrenzenden Mauerhäusern wird entsprechend der strengen Auflagen der Denkmalschutzbehörden saniert und modernisiert. Der 1959 erstellte Anbau, der zuletzt als Pflegeheim genutzt wurde, wird abgerissen und durch einen Funktionsneubau ersetzt. Das historische Schloss wird für Wohnzwecke genutzt.
SFP Architekten sind verantwortlich für die Planung des historischen Ensembles: das Schlossgebäude und die angrenzenden Mauerhäuser. Lohmannarchitekt plant den Funktionsneubau.

Bauunterhalt in dem denkmalgeschützten Schloss Hohenheim, Universitätscampus Stuttgart. Bereich 4, Schloss mit Flügelbauten und Kavaliershäusern

Bauherr VB-BW Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim Abteilung Hochbau Hohenheim
Leistung Bauunterhalt und kleinere Umbauten über alle LPH 1-8 an den denkmalgeschützten Universitätsgebäuden während laufendem Betrieb.
BGF 50.000m²
Ausführung 2015–2017

Unser Büro ist für kleinen und großen Bauunterhalt im Bereich 4 des Universitätscampus Hohenheim beauftragt, bestehend aus dem barocken Mittelbau und Speisemeistereiflügel, den Flügelbauten und Kavaliershäusern aus den Jahren 1960 bis 80. In den dort angesiedelten Verwaltungsräumen, Hörsälen, Archiven, Bibliotheken und Laboren führen wir Reparaturen und Instandhaltungen einzelner Bauelemente bis zum Umbau und Modernisierung einzelner Räume oder Raumbereiche durch. Die vielseitigen Konstruktionen und Materialen reichen vom barocken Holzdachstuhl bis zur modernen Betonkonstruktion, vom historischen Stuck bis zum elementierten Innenausbau. Hauptaugenmerk der Maßnahmen liegt in der Zusammenführung von Anforderungen des Denkmal – und Brandschutzes, sowie einer angemessen Gestaltung während des laufenden Betriebes

Umbau und Modernisierung Furtbachkrankenhaus 6, sowie der Wohngebäude 8A + 8B als Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Stuttgart

Bauherr Furtbachkrankenhaus, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Leistung LPH 1–9 während laufenden Betriebs
NF ca. 8200 m²
Baukosten ca. 13,5 Mio. EUR
Ausführung 1995–2017 in mehreren Bauabschnitten

Auszeichnung "Beispielhaftes Bauen" 1997 (1. BA)

Die ehemalige chirurgische Klinik Furtbachkrankenhaus wurde von unserem Büro in eine Psychiatrie mit 70 vollstationären Betten und 34 Tagesklinikplätzen umgebaut.
Diese wurden 1996 eingeweiht. Um in Stadtgebiet Stuttgart den unabweisbaren Bedarf an psychiatrischen Betten zu entschärfen, sollen weitere 20 vollstationäre Betten im Furtbachkrankenhaus neu geschaffen werden.
In mehreren Varianten wurden seit 1999 Untersuchungen zur baulichen Realisierung dieser geforderten 20 zusätzlichen Planbetten durchgeführt.
Die nunmehr zur Realisierung kommende Planung sieht die Einbeziehung des angrenzenden Doppelhauses Furtbachstraße 8A und 8B vor, das mittels eines Verbindungsbauwerks mit dem Hauptgebäude Nr. 6 verbunden wird.
Da die Gebäude 8A und 8B ein Kulturdenkmal darstellen, ist eine enge Abstimmung mit den Denkmalbehörden notwendig.

Sanierung des denkmalgeschützten Passagendaches, ÖVA Passage P7, Mannheim

Bauherr SV Sparkassenversicherung Lebensversicherung AG
Leistung LPH 2–8 bei laufendem Betrieb
BGF 400m²
Baukosten 0,3 Mio. EUR
Ausführung 2009–2010

Bei den in mehreren Bauabschnitten ab 1955 erstellten Gebäuden P6-7, O20-22 für die Hauptverwaltung der ehemaligen ÖVA-Mannheim Versicherung, war die Dachkonstruktion der denkmalgeschützten Verbindungspassage mit ihren 1000 Stück in die Betondeckenplatte eingelassenen Glasbausteinen zu sanieren.

Diverse Untersuchungen ergaben, dass ein Neuaufbau der Konstruktion gemäß der ursprünglichen Ausführung wegen vieler Unwägbarkeiten und sehr hoher Kosten nicht sinnvoll war. Unser Vorschlag, oberhalb der historischen Dachkonstruktion ein Glasdach als Witterungsschutz zu anzuordnen, wurde in Abstimmung mit der Denkmalbehörde und dem Baurechtsamt ausgeführt. Der charaktervollen Kontur des Bestandsdaches folgend, schützt die flachgeneigte Glaskonstruktion die filigrane Betonkonstruktion dauerhaft vor Witterungseinflüssen, ohne den Charakter der Belichtung in der Passage zu verändern.
Die Gestaltung des neuen Daches resultiert aus den Forderungen nach geringem Eigengewicht, aus der Unveränderbarkeit der Auflagerpunkte mit begrenzter Tragfähigkeit und einer schnellen und leichten Montage wegen der beengten Verhältnisse.

Sanierung und Umbau des denkmalgeschützten ehemaligen IBM Hauptquartiers von Egon Eiermann in Stuttgart

Bauherr CBRE Investors
Bauherr Stadt Stuttgart (städtebauliche Machbarkeitsstudie)
Leistungen

  • Due Dilligence Studie
  • historische Bauaufnahme
  • Ausbau Mietflächen für einzelne Nutzer
  • Marketing Suite
  • Baugesuch für Pavillon 2 und 4

NF ca. 51.000 m2 (Bestandsgebäude) ca. 150.000 m2 (Nachverdichtung)
Baukosten ca. 500 Mio. EUR
Ausführung 2009–2014

Egon Eiermann zählt zu den herausragendsten Architekten der Nachkriegszeit in Deutschland. 1967 wurde von Egon Eiermann die IBM Hauptverwaltung entworfen. Nach dem Tod von Egon Eiermann 1970 wurde das Bauvorhaben durch die Architektengemeinschaft Kuhlmann-Biró-Biró-Wieland weitergeführt.
Die Freianlagen wurden von Walter Rossow entworfen. Aus der Beschaffenheit des Grundstücks, einem leicht hügeligen Gelände mit schönem Baumbestand, ergab sich, dass ein Pavillonsystem ein Optimum an Funktionalität und Nutzbarkeit bieten würde. Ursprünglich entstand eine Gruppe aus drei verschiedenen hohen, mit Brücken verbundenen Pavillons und ein separates Kantinengebäude.
Zwei weitere Pavillons, wovon einer 1984 von dem Architekturbüro Kammerer und Belz realisiert wurde, waren als Erweiterung vorgesehen.
In Pavillon 2 und dem Kantinengebäude wurden 2011 vom Büro Petry + Wittfoht Bereiche der Innenräume umgestaltet. Seit 2001 stehen die Gebäude einschließlich der Freianlagen unter Denkmalschutz. Nach Maßgabe des Denkmalschutzes wurde der Campus 2011 behutsam saniert und umgebaut. Das Architekturbüro Sorg und Frosch und Landschaftsarchitektur Luz zeichnen für die Planung verantwortlich.

Städtebauliche Machbarkeitsstudie

SFP Architekten hat in Zusammenarbeit mit Drees und Sommer 2013 die wirtschaftliche Machbarkeit für eine Entwicklung des Gesamtareals nachgewiesen und damit wesentlich beigetragen den drohenden Abriss der denkmalgeschützten Gebäude abzuwenden.
Bei unterschiedlichen Veranstaltungen und Diskussionsrunden im Gemeinderat (Kolloquium am 10.09.2013) und in der Architektenkammer hat unser Büro im Schulterschluss mit Vertretern der AKBW, BDA, Eiermann Gesellschaft für den Erhalt dieses posthum fertiggestellten Spätwerks von Egon Eiermann aktiv geworben.
Nach jahrelangem Stillstand auf dem ehemaligen IBM Campus in Stuttgart Vaihingen ist aktuell Bewegung gekommen. Die Gerch Group hat die Entwicklung des Areals 2015 übernommen. Und zwischenzeitlich an einen Schweizer Investor weiterveräußert.

Bei Bürgerinformations- und Dialogveranstaltungen (2016) wurden von interessierten Bürgern Anregungen und Ideen gesammelt und in das Projekt integriert.
2016 wurde auf der Basis der Machbarkeitsstudie von SFP Architekten ein internationaler städtebaulicher Wettbewerb für das Stadtquartier für Wohnen und Arbeiten entwickelt. Das Architekturbüro Steidle, München, hat den Wettbewerb für sich entschieden. Die denkmalgeschützten Pavillonbauten von Egon Eiermann werden dabei erhalten und in das städtebauliches Gesamtkonzept integriert.

Der Erhalt des denkmalgeschützten IBM Campus von Egon Eiermann ist ein großer Erfolg der jahrelangen Bemühungen unseres Büros. Seit 2016 ist Oliver Sorg Vorstandsmitglied der Egon Eiermann Gesellschaft, die das Ziel verfolgt das architektonische Erbe Egon Eiermanns zu erhalten.

Präsentation am 02.12.2013 im Rathaus Stuttgart

AKBW Vortrag

Egon Eiermann Gesellschaft

Wettbewerb IBM Campus

Umbau der ehemaligen Börse in Büroräume, Sanierung Fassade, Königsbau Stuttgart

Bauherr Vermögens- und Hochbauamt Stuttgart
Leistung LP 5–9 während laufenden Betriebs
NF 2400 m²
Baukosten 7 Mio. €
Ausführung 2004–2005

Der spätklassizistische Königsbau wurde nach Plänen von Hofbaumeister Johann Michael Knapp errichtet und 1859 durch den Architekten Christian Friedrich Leins fertiggestellt. Er diente als Konzert-, Ball- und Geschäftshaus.
Nach der weitgehenden Zerstörung im Juli 1944 wurde 1956 beschlossen, den Königsbau nach den Plänen von Knapp und Leins wieder aufzubauen. Das Äußere blieb dabei weitgehend erhalten, der Innenausbau und die Fensterfassaden wurden aber im Stil der 50er Jahre entworfen. In dieser Form steht der Königsbau heute unter Denkmalschutz.
Der Königsbau bildet mit seiner 135 Meter langen, spätklassizistischen Säulenkollonade den nordwestlichen Abschluss des Schlossplatzes und ist neben dem Alten und Neuen Schloss, der Alten Kanzlei und dem Kunstgebäude ein wichtiges platz- und stadtbildprägendes Gebäude.

Auf dem ehemaligen Postareal hinter dem Königsbau entstand im Herbst 2005 ein Shoppingcenter mit insgesamt 30000 m² nach dem Entwurf der Architekten Hascher und Jehle. Von der stark frequentierten Königsstraße gelangt man durch zwei Passagen im Königsbau in das neue Shoppingcenter, wodurch sich die Kundenfrequenz stark erhöht und somit die Lage der Ladenlokale im Königsbau an Attraktivität gewinnt.
Nach dem Umzug der Stuttgarter Börse in die Schlossstraße entschied das Land Baden-Württemberg, die freigewordenen Flächen im zweiten und dritten Obergeschoss zu modernen Büroräumen umzubauen. Der Ladenbereich wurde teilweise umgestaltet und die Leichtmetallfassade der Ladengeschosse saniert, wobei das Erscheinungsbild der 50 er Jahre erhalten blieb.
Das Staatliche Vermögens- und Hochbauamt in Stuttgart beauftragte die Sorg und Frosch Planungs GmbH die Laden- und Büroflächen umzugestalten, sowie die Bauleitung und den Bauunterhalt zu übernehmen.

Sanierung Aldinger Torhaus, Ludwigsburg

Bauherr Stadt Ludwigsburg Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft
Leistung LPH 1–8
NF 230 m²
Baukosten 295.000 EUR
Ausführung 2003–2004

Zukunftsfähige Stadterneuerung Bauherrenpreis 2000–2006
Auszeichnung für Beispielhaftes Bauen 2006

Das Aldinger Torhaus gehört zu der zwischen 1758 und 1760 unter Herzog Karl errichteten Stadtmaueranlage. Fünf der ursprünglich acht barocken Torhäuser, die städtebauhistorisch den ehemaligen Übergang von der Stadt ins Land definierten, sind weitgehend original erhalten. Die Sanierung findet im Rahmen des 300-jährigen Schloss-Jubiläums der Stadt Ludwigsburg statt. Vorgesehen sind allgemein gesellschaftliche Nutzungen und Aktivitäten für Ausstellungen, kleine Empfänge, Kleinkunstveranstaltungen, Vorträge und angemessene Vereinsaktivitäten.
Das Torhaus soll vordergründig nicht Behälter für einen speziellen Nutzungsbedarf sein, sondern primär selber als Architektur und prägender Stadtbaustein in Erscheinung treten.